Samstag, 20. Oktober 2012

Oh, wie schön ist Panama

...und naaaass!!! Zumindest die Region um Chirriquí. Woher ich das weiß? Na, wir waren die letzte Woche da, in Panama. Mehr oder minder spontan, in jedem Fall kann man das über den Abreisetag sagen. "Am Sonntag?", fragte der kleine Florian. "Am Sonntag.", sagte die kleine Paula. Und genau wie in dem Kinderbuch von Janosch, machten wir uns dann auf die Reise.
Den ganzen ersten Tag dauerte die Hinfahrt nach Ciudad Neily, über Paso Canoas nach Volcán Barú. Dort angekommen, dämmerte es bereits und es regnete ohne Unterlass.
"Jetzt noch auf den Berg steigen?", fragte der kleine Florian. "Jetzt noch auf den Berg steigen!", sagte die kleine Paula. Und Regen, Dunkelheit oder Husten zum Trotz, stiegen sie auf den Berg.
Bis zum Ziel waren wir zweieinhalb Stunden unterwegs; völlig erschöpft, klatschnass von oben bis unten und halb erfroren erreichten wir den Eingang des Nationalparkes. Wir kochten uns Nudeln mit dem Gaskocher und bauten das Zelt auf. Da wir keine Befestigungsmöglichkeiten für unsere Regenplane hatten, wurde die Nacht noch nasser und kälter als erwartet. Ich persönlich bezweifle, dass die Regenplane noch einen großen Unterschied gemacht hätte, immerhin war vorher bereits alles nass. Ich machte kein Auge zu und war froh, als endlich die Sonne aufging.


Die Aussicht vom Berg ins Tal, die Blumen auf unserem Zeltplatz, der Strauch, in dem dutzende Kolobris spielten und die Sonne auf der Haut (unter vier T-Shirts + einer Jacke) entschädigten schließlich für die Zitterpartie in der Nacht. Von Volcán Barú brachen wir auf nach Boquete. Viereinhalb Stunden durch die Cordelliere, die Bergkette nichts als unberührter Nebelwald.


Die Vegetation dort ist unfassbar: Tausend und abertausend Grüntöne schaffen den Eindruck, dass keine andere Farbe nötig ist, um das bunteste aller Bilder zu malen; Pflanzen recken und strecken sich in alle Richtungen; Blumen, bunt und prächtig, verstecken sich hier und dort wie kräftige Tupfer in der Landschaft; Lianen säumen den Wegesrand; saphierfarbendes, leuchtendes Moos ummantelt Äste, Stämme, Steine, Stöcke; Baumkronen ragen so weit in den Himmel, dass man deren Ende nicht erkennt; Bäume, älter als der Wald, in dem sie stehen, bewachen die Einsamkeit; hunderte, verschiedene Vögel zwitschern, piepesen, singen in einer Symphonie mit dem beständigen Zirpen der Grillen und dem Rauschen der Flüsse, dem Donnern der Wasserfälle, die regelmäßig unseren Weg kreutzen. Und über allem liegt lautlos der Nebel, der die Berge und Baumkronen weich wie Watte streichelt.
Kein Wunder, dass dieses Paradies zum Naturschutzgebiet ernannt wurde.


Noch heute birgt es die letzten - stark vom Aussterben bedrohten - Quetzal-Vögel, Jaguare, Ozelote und viele weitere Arten, die der Mensch durch Wilderei und Abholzung des Regenwaldes an den Rand der Ausrottung getrieben hat. Der Seltenheit dieser Tiere geschuldet also ebensowenig verwunderlich, dass wir von den bedohten Arten keine zu Gesicht bekamen. Dafür lief ich meiner ersten lebendigen Schlange und meiner ersten Vogelspinne über den Weg. Wir sahen sie früh und beide waren ziemlich klein, was mir nur Recht war.
Am Ende der Wanderung angelangt, schüttete es schon wieder in Strömen - wie wir später feststellen sollten, regnet es in Boquete quasi immer, weshalb die Stadt zu einer der zwei regenreichsten Regionen des Landes (wenn nicht der Welt?!) gehört - also waren wir froh, eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Das war zwar windig kalt mit Wasser von allen Seiten, aber dafür waren wir wenigstens auf der Stelle am ganzen Körper nass und suppten nicht erneut Stück für Stück durch, wie drei Kaffee-Filter auf Wanderschaft. Zudem kamen wir deutlich schneller ans Ziel.

Kurz vorm Stadtzentrum genehmigten wir uns erst einmal eine heiße Schokolade zum Aufwärmen und "Fresas con Crema". In der Stadt selbst stürmten wir ein Restaurant und aßen uns satt. Am Ende bezahlten wir unglaubliche 3$! Essen ist in Panama nicht nur lecker, sondern auch wirklich günstig. Daraufhin hatte auch Paula nichts dagegen, ein Hostel zu nehmen - die Aussicht auf eine warme(!!!) Dusche + ein trockenes(!!!) Bett waren zu verlockend.
Der zweite Teil unserer Reise führte uns schließlich in die Karibik; auf die Inseln Bocas und ihre kleine Schwester Bastimentos.



Während Bocas sich als Touristenhochburg herausstellte, wenngleich mit einem ganz eigenen Charme, und uns eine Ameisenplage beim Wildcampen am Strand das Leben schwer machte, so fanden wir in Bastimentos einen Traumstrand direkt hinter einem Stück Regenwald. Flankiert von Felsen und Palmen, schlängelte sich ein weißer, menschenleerer Sandstrand die Küste entlang. Das Wasser war so klar, dass man bis auf den Grund schauen konnte und schillerte in der Ferne in verschiedensten Blautönen, bis es schließlich mit dem Horizont ganz verschmolz.
Paula führte uns an einem Tag in den Regenwald, um Pfeilgiftfrösche zu suchen, die wir auch zahlreich antrafen. "Sind die giftig?", fragte die kleine Paula. "Ohja.", sagte der kleine Florian. "Sehr sogar!".
Unser Hostel lag auf einem Steg unmittelbar im Meer. Wir sahen verschiedenste Fische, einen Rochen(!), der aus dem Wasser sprang, und Paula entdeckte Delphine.


Wir genossen die karibische Küche und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen in unseren Hängematten - ein tolles Gefühl nach dem nassen Teil der Reise.
Mittlerweile sind wir zurück und gut angekommen. In unseren Reisepässen haben wir die Stempel, um vorerst weitere 90 Tage in Costa Rica bleiben zu dürfen, was das offizielle Motiv für unsere Ausreise war, die schließlich zum Abenteuer-Traumurlaub avancierte.
Ich sitze nun in der Casa Zivi, schleife an meiner eigenen Machete (die noch keinen Namen hat... Vorschläge?) und träume von den Erlebnissen. Gleich kommt Paula vorbei und wir planen eine Schnitzeljagt mit der Jugendgruppe für heute, bevor wir nächste Woche mit dem Bauen beginnen. Ich freu mich schon auf die Truppe - das wird sicher lustig!