Dienstag, 29. Januar 2013

Kunst- und Kulturfestival

Es ist viel Zeit vergangen seit dem letzten Eintrag. Unterdessen sind die Feiertage gut ueberstanden. Heilig Abend sowie Silvester waren wunderschoen, aber erstaunlich unspektakulaer. Hauptsaechlich traf man sich mit der Familie und es wurde exessiv getanzt. Ich habe ueber die Weihnachtstage noch nie so viel abgenommen wie dieses Jahr... eigentlich habe ich ueberhaupt noch nie ueber Weihnachten abgenommen. Auch das Essen war nicht grossartig feierlich. Es gab Tamales und auch einmal hier und da Suessigkeiten, aber mit der Weihnachts- und Zuckerbaeckerei in Deutschland war das alles nicht zu vergleichen; Geschenke wurden sich bei Gelegenheit eben zwischendurch oder bereits im Voraus in die Hand gedrueckt. Generell haben mir die Feierlichkeit, der Pomp, das Drama, der Glanz und der Stress, den wir alljaehrlich veranstalten aufrichtig gefehlt.
Besonders gut gefielen mir hingegen die zahlreichen Feste an Silvester mit Grillfleisch, Lagerfeuer und Mariachi-Bands. Bei allem war selbstverstaendlich auch die Chicha nicht wegzudenken - ein Brauch, den wir dringend in Europa einfuehern sollten!
Mein Resumee faellt auf die so oft benannte goldene Mitte: Eine Mischung aus beiden Wehnachtstraditionen waere der Hit.

Anfang Januar stand dann noch ein Pflichttermin ins Haus - Zwischenseminar. Das ganze fand in Alajuela bei der Hauptstadt statt und zwar auf einem Unicampus der Siebenten-Tags-Adventisten Costa Rica. Mit einem Sack voller Voruteile fuhren Hanna, David, Paula und ich auf das Seminar, um schliesslich wiederzukehren mit vielen tollen, schoenen Erlebnissen und sehr netten neuen Bekanntschaften. Die ganze Veranstaltung war hauptsaechlich entspannend und aus oekonomischer sowie zeittechnischer Perspektive fuer das weltwaerts-Programm voellig sinn- als auch wertlos. Waehrend eines Tagesausflugs, besuchten wir den Vulkan Arenal und fuhren mit einem Boot ueber dessen Stausee, wo wir sogar einen Kaiman entdeckten. Im Austausch mit den anderen Teilnehmern erfuhren wir erneut von voellig untragbaren weltwaerts-Diensten, die einer Beschaeftigungstherapie auf Steuerkosten aehneln. Ich bin mittlerweile wirklich wuetend ueber diese Ressourcenverschwendung, zumal wenn vor meiner Nase in der Zona Sur Costa Ricas dutzende wundervolle Projekte in den Kinderschuhen stecken, die einen Freiwilligen bzw. eine Freiwillige haenderingend brauchen koennten. Zur Zeit ueberlege ich, ob und wie ich selbst als Freiwilliger Einfluss nehmen kann u.U. auf das Buero des BMZ.



Der eigentlicher Grund, warum schliesslich kein Lebenszeichen verlautbar wurde von uns beiden, Paula und mir, war das Kunst- und Kulturfestival in Longo Mai mit seinen Vorbereitungen. Schon knapp seit unserer Ankunft beschaeftigten wir uns mit der Planung und arbeiteten auf dieses Ereignis hin. Selbstredend wurde es dann einen Monat vorher stressig und intensiv, alles zu organisieren. Wir sammelten Essensspenden, modullierten das Programm (keine leichte Aufgabe bei der Sprunghaftigkeit und Spontanitaet der Ticos!), druckten Flyer, machten Werbung und hatten allerhand Schwierigkeiten zu loesen.

Am Ende zahlte sich die ganze Arbeit wirklich aus. Viele unserer Freunde und Bekannten aus ganz Costa Rica kamen zu Besuch, wir hatten einen Zirkusauftritt, Workshops wie Schokolade- oder Empanadas-machen, Recycling uvm., politische Diskussionen, eine traditionelle Darbietung der Indigenas aus Térraba, eine Buchvorstellung, Taenze, ein riesiges Fussballturnier, Kunst- und Buchverkaeufe, eine Theatervorstellung der Kinder, Filmvorfuehrngen und viele, viele unfassbar gute Bands. (Geheimtipp: Safranbrot!)



Nun sind wir ziemlich erschoepft und erholen uns gerade von den Anstrengungen. Sobald der neue Zivi in Longo Mai angekommen ist, geht es dann fuer uns auch erstmal "in Urlaub". Simon, Paula, Lena und ich werden eine Tour auf den Chirripó, den hoechsten Berg Costa Ricas, machen. Ich freue mich schon, obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob das ein Urlaub vom Typ "erholsam" wird...