Donnerstag, 8. November 2012

Gedankenströme

Die Zeit plätschert unaufhaltsam über Stock und Stein, mal wild, mal sanft und blau, mal schnell, mal träge und gemächlich. In Deutschland neigt sich jetzt wohl der Herbst dem Ende zu, und von hier aus hören wir gebannt zu, wie ihr von Kälte, Schnee und dicken Jacken erzählt.
Unser Alltag ist leuchtend grün angemalt, mit verspielten roten und blauen und gelben Tupfern und Kreiseln und Spritzern aller Farben der Welt. Nein, Neid kommt hier nicht auf.

"Pura Vida!" pflegen die Ticos zu sagen und auch wenn dieser Ausdruck von allen, die mit Touristen zu tun haben, ziemlich plattgetrampelt und langgezogen wird, so ist es doch schwer, sich seiner Aussage zu entziehen. Und auch nicht nötig, denn das Pure Leben packt mich, schüttelt mich und zeigt mir die Schönheit des Einfachen. Ich habe keinen festen Stundenplan, keine Zeit in meinem Wecker gespeichert, keine festen Aufgaben. Arbeit und Freizeit vermischen sich zu einem Lebensrezept, das mir momentan ziemlich gut schmeckt.
Wer jetzt den Eindruck hat, ich läge den ganzen Tag auf der faulen Haut, der liegt falsch. Vielmehr ist es so, dass mir freisteht, zu arbeiten, und dass ich mir deshalb alles, was ich tu, selbst auferlegt habe. Ich mache also das, was mir Spaß macht oder sinnvoll erscheint, was einen kurz- oder langfristigen Nutzen hat, andere oder mich selbst irgendwie weiterbringt. Jeden Tag warten neue Aufgaben, jeder Tag ist anders, auch wenn als größter Teil meiner "Arbeit" die Jugendgruppe und das Baumhaus fest verwurzelt stehen.
Zwei Monate- ist das viel?
Alle paar Tage kommt dann der Moment, in dem ich stehen bleibe, mich umgucke, ein- oder zweimal tief einatme und aufsauge, was mich umgibt. "Was tu ich hier eigentlich? Wo bin ich hier überhaupt?"
Nein, normal ist das nicht. Auch wenn der Alltag mir heimlich hinterherschleicht und ab und zu mein Leben einzuhüllen versucht. Schafft er aber nicht. Besonders der Regenwald haut mich immer wieder um, da kann ich noch so oft über die verwunschenen Pfade streifen. Das Barfußlaufen macht glücklich und nicht selten muss ich einfach lachen: Ja, ich bin ein Glückskind.

Gut, gut, ich weiß, dass ich hier kein Märchen schreibe. Natürlich gibt es Schwierigkeiten und Probleme.
Die Visaangelegenheiten, haben sich noch immer nicht geklärt und es gab Probleme bei der Geldübertragung von Kolping an die Familien, was in meinem Fall ziemlich extrem war weil das Geld einfach gefehlt hat um Essen zu kaufen und ich hoffe, dass sich das endlich, wie angekündigt, klärt. Darüber möchte ich mich aber hier nicht auslassen, wer möchte, fragt einfach.

Oh, ich wollte euch auch noch bezüglich Baumhaus auf dem Laufenden halten: Mittlerweile haben wir uns getraut, den Baumbesitzer zu fragen, ich mit schlotternden Knien, weil von seiner Zustimmung so viel abhing. Aber ich hätte mir gar keine Sorgen machen sollen, Aino gab nicht nur sein Einverständnis, sondern schenkt uns nun auch noch eine Menge Holz, was das Ganze für uns extrem vereinfacht. Die meisten Kosten fallen nun dafür an, die geschenkten Bäume zurechtsägen zu lassen, sowie einen Metallpfosten, Werkzeug, Schrauben, u.ä. zu kaufen. Momentan sind wir also dabei, sowohl mit, als auch ohne die Jugendlichen Spenden zu sammeln (da sind wir ja Spezialisten) und mit Essenverkäufen Geld zu verdienen.
Soviel zum aktuellen Stand der Dinge.

Pura Vida!


P.S.: ich erwarte sehnsüchtig den Sommer, die regenfreie Zeit...:)



1 Kommentar:

  1. Es tat so gut, gestern mit Dir zu skypen.
    Mach's gut weiterhin, genieße Dein pura vida.
    Un beso muy fuerte.

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