Mittwoch, 24. April 2013

April, April, der macht, was er will

Noch ein Stich, der Spaten gräbt sich in den Boden. Mein Oberteil ist schweißgetränkt. Hacken, Hämmern, Sägen, Schleifen, Schneiden, Schleppen - am besten alles gleichzeitig. Ich stürze mich von einer schweren Maloche in die nächste, verlange meinem Körper alles ab. Abends falle ich früh müde ins Bett. Ich bin appetitlos und gereizt. Soziale Kontakte meide ich so gut es geht. Auf dem Feld geht es mir am besten. Die Männer haben sich außer schroffen Arbeitskommandos nichts zu sagen; sieht man sich das erste Mal am Tag, begrüßt man sich mit einen hingerotzten Grunzlaut, ansonsten geht jeder seinen Aufgaben nach. Lange geht das jetzt schon so und mein Verhalten ist leicht erklärt: Angestaute Wut produziert überschüssige Energie. Mein Ventil, um diese abzulassen, ist auslaugende, anstrengende Arbeit. Wenn es etwas in Longo Maï im Überfluss gibt, dann die. Also ackere ich mir die Hände wund, denn ich bin wütend. Wütend und frustriert. Auch das kann ein Dienst im Ausland bedeuten - Streit, Sorgen, Ängste, Liebeskummer, Verwirrung, Selbstzweifel, Probleme und das Internet streikt; hast du deine Familie und Freunde dann doch dank größter Anstrengung mehr schlecht als recht am Apparat, haben diese eigene, andere Probleme; willst du sie nicht zusätzlich belasten, erzeugt das noch mehr Frust.
In meiner Heimat gibt es ein Sprichwort, das sagt: "Dä Düvel drieß emmer op de größte Haufe." Wörtlich: "Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen." Was der Kölner auf seiner charmant vulgären Art ausdrücken will,ist, dass in schlechten Zeiten gleich alles Schief geht und jene Menschen, die ohnehin bereits vom Schicksal gebeutelt sind, nur noch mehr bestraft werden. Die Lehre ist universell anwendbar, so auch in einem kleinen Dorf in Zentralamerika, in dem der Teufel eigentlich den gesamten April äußerst fleißig seine Geschäfte abgewickelt hatte. Der April macht eben, was er will. In meinem Fall verwandelt er mein gesamtes soziales Umfeld in ein Irrenhaus. Frage ich Do
ña Marta um Rat, bekomme ich das übliche "hay que tener paciencia", "man muss nur Geduld haben" gepredigt. Abwarten, also.

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