Montag, 10. September 2012

Fruchtsegen am Meer



Am Wochenende waren Paula und ich in Pérez. Nach einigen Einkäufen mit Carolina, der Mentorin des Zirkus', stand unsere erste Übernachtung im Wohn- und Versammlungsplatz des Projektes, dem Comedor, an. Gleich am nächsten Morgen hatten Hanna und David Training mit den Kindern, weswegen wir uns entschieden, mit den anderen Freiwilligen nach Dominical zu trampen. Auf dem Hinweg wurden wir von einem US-Amerikaner mitgenommen, der seit acht Jahren einige Ferienhäuser und Land in Costa Rica besitzt, aber kein Wort Spanisch spricht. "Ich habe auch diesen Freund, Juan oder Jorge, sowas. Er ist mein Angestellter. Sehr schlauer Bursche. Er kann nicht Lesen und Schreiben, aber er lernt schnell und ist immer freundlich." So in etwa lauteten seine Worte und wir bekamen ein Gefühl dafür, warum viele Menschen hier schlecht auf die "gringos" zu sprechen sind. Zwischen Dominical und Uvita kamen wir durch ein kleines Stück Urwald direkt an einen vollkommen verlassenen Pazifik-Strandabschnitt.











Der Ausblick war atemberaubend schön. Paula verschwand plötzlich im Regenwald, um eine halbe Stunde später mit einer riesigen Bananenstaude auf der Schulter wieder aufzutauchen. Der Fruchtsegen passte hervorragend zu den Kokusnüssen, die wir in der Zwischenzeit am Strand gesammelt und an den Felsen geknackt hatten. Um das Paradies vollkommen zu machen, war das Wasser angenehm warm. Müde vom Schwimmen in den hohen Wellen und voll von tropischen Früchten, schlugen wir den Heimweg ein, als plötzlich der Himmel seine Schleusen öffnete und ein Platzregen uns zeigte, was Regenzeit bedeutet. Wir ärgerten uns über uns selbst, dass wir dummen Touris dieses kleine, nicht unwichtige Detail am costa-ricanischen Wetter vergessen hatten. Paula und ich hatten nicht einmal einen Schirm dabei. Derart durchnässt, triefend, tropfend vom Regen, wollte uns niemand mitnehmen – verständlicher Weise. Schließlich hatte ein Busfahrer Erbarmen. Im Bus lernten wir einen weiteren US-Amerikaner kennen aus South Carolina, der mit seiner Frau ein lokales Café betreibt. Er sprach fließend Spanisch und fluchte in einem heraus über die USA, die großen Firmen und die Arbeitsbedingungen in seiner Heimat. Am meisten ärgerte er sich über die Waffengesetzgebung. 


Später getrocknet fanden wir einen sehr netten Tico von ICE, dem staatlichen Energieversorger, der uns mitnahm. Nebenher referierte er die ganze Autofahrt über von den politischen und ökonomischen Verhältnissen Costa Ricas  und kam zwischendurch seinem Job als Telefontechniker nach (den Schlüssel ließ er dabei im Jeep stecken, in dem wir warteten).  

Am Abend besuchten wir eine Bar in San Isidro, in der schlechte Musik möglichst laut und basslastig mit sechs Flachbildfernsehern, auf denen jeweils verschiedene Programme aus dem free-TV liefen, darum konkurrierte, wovon man die meisten Fetzen verstand. Paula freute sich in der Zwischenzeit über das erste Treffen mit ihrem Freund Kai in Costa Rica, der ebenfalls ein Voluntariat im Land macht. Am Sonntag schliefen wir aus, machten einige Besorgungen und checkten unsere Mails im Internetcafé, wo dutzende besorgte Erdbebenmails und bereits die ersten Arbeitsanweisungen von Kolping auf uns warteten.
 





3 Kommentare:

  1. Aha, also Paradiesleben in Costa Rica.
    Warte mal: Kokusnuesse haben wir auch im Garten, Bananen im Ueberfluss, Papayas... der Viktoriasee ist eigentlich auch sehr huebsch, abgesehen von den kleinen Freunden.
    Aber hoert sich super an,
    wenn am Ende auch nur zaehlt, was steht. Naemlich auf dem Baum. Zugegebenermassen habe ich noch gar keine Baumhausplaene anvisiert, soll dir aber ja keinen Eindruck von Ueberlegenheit geben, gell ;)

    Liebe Gruesse Lothar

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  2. was isst du da auf dem vorletzten foto? XD
    lg, maria

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