Montag, 24. September 2012

Mit der Machete ins Internet

... Es war lecker und der Abend war wunderschön. Wir haben viel gelacht mit Pecho und seiner Freundin Inéz. Am Abend hatten wir dann unsere ersten Tanzstunden. Auf Bachata und Merengue verrenkten wir uns verzweifelt an den vueltas, den Drehungen. In den folgenden Tagen galt es einiges zu erledigen für Térraba, das Festival und vieles mehr. Wir fraßen uns durch die Woche, besuchten die Familien der (Kolping)Frauen, hatten oft Bandprobe mit unserer frisch gegründeten Gruppe Pan de Azafrán (Safranbrot) bestehend aus Paula an der Geige, Simon an der Lead-Guitarre, Luisa an der Klarinette und mir an der Rhytmusgitarre. 

An einem Tag half ich Peligro auf seinem Feld den sogenannten pflanzlichen "Nachwuchs" zu entfernen. Wir schlugen eine Lichtung, fällten ganze Bäume und es war ein komisches Gefühl, den "Urwald abzuholzen", aber wie uns Christoph, ein schweizer Longo-Mailer der ersten Stunde, später noch einmal beruhigend erklärte, ist, was fuer uns Europäer oft wie Urwald aussieht, hier in Lateinamerika einfach nur größeres Unkraut.






Mittlerweile kann ich selbst ein Lied davon singen, denn um euch gerade zu schreiben, musste ich mir erst mit der Machete einen Weg zu meinem ruhigen Plätzchen bahnen. Das ist für mich derweil ganz normal geworden, aber wenn ich so darüber nachdenke, muss es euch wohl ziemlich Spanisch vorkommen...(ein Schenkelklopfer!) 


Wie auch immer, bei unseren zweiten Tanzstunden klappten die Figuren bereits hervorragend. Paula und ich wirbleten wie zwei Tornados durchs Haus, dabei spürten wir den Rhytmus in den Hüften. 

Zu Hause angekommen zitterte ich plötzlich. Erst stark, dann immer heftiger. In kürzester Zeit bekam ich hohes Fieber und verlor die Orientierung. Zudem hatte ich Gliederschmerzen und so sehr ich mich auch bemühte, mein Kopf weigerte sich, zu funktionieren. Ich schlug mich durch die Nacht und als ich bereits jeden Winkel unseres Badezimmers auswendig kannte, jedes Gericht der vergangenen Woche rückwärts gegessen hatte, schließlich zusammengekauert auf dem Boden über die Tragik meines Todes im Paradies nachdachte, wurde ich mit einem unsanften Ruck auf unsere Holzbank gehieft. Meine Gastmama Doña Marta wies mich an, still zu halten und stemmte mir ihre kräftigen Fäuste mit kreisenden Bewegungen in den Rücken. Sie verteilte eine grünliche Paste bei der Massage, zwischenzeitlich flößte sie mir im Wechsel bitteren Kräutersud und Wasser ein. Ich gehorchte bereitwillig, hatte ich ohnehin bereits beschlossen, wenigstens tapfer aus der Welt zu scheiden. Doch schlagartig nach Massage und der Kräutermedizin, konnte ich spüren, wie mein Kopf aufklarte, wie die Übelkeit leichten Magenschmerzen wich. Schon am nächsten Tag war ich wieder halbwegs auf dem Damm - tief beeindruckt von den Kenntnissen meiner Gastmutter über medizinale Heilpflanzen.



So gut ging es mir, dass ich mit meiner Gastschwester Liz eine Piñata für Simons Geburtstag bastelte und am Abend auf die Feier ging, auf der es neben Kuchen und selbstgeschlachteter Ziege auch massig Bachata sowie Merengue gab. Selbstverständlich kamen die vorher einstudierten Tanzschritte gleich zum Einsatz. Die Rechnung kam dann am nächsten Tag. Nun hoffe ich sehr, dass es mir morgen besser geht, denn treue Leser wissen, wir wollen nach Osa...




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